PORTRAIT EINER GEFÜHLSARCHIVARIN

„Wenn ich von der Zeit spreche, dann deshalb,
weil sie noch nicht ist
Wenn ich von einem Ort spreche, dann deshalb,
weil er verschwunden ist
Wenn ich von einem Menschen spreche, dann deshalb,
weil er nicht anwesend ist
Wenn ich von der Zeit spreche, dann deshalb,
weil sie schon nicht mehr ist.“

Die Fotografie heute, stellt sich als hoch technologischer Versuch des Einfangens und Festhaltens von Momenten dar. Indem aus dem subjektiven Blick(-Winkel) der Menschen durch das Objektiv der Kamera zu einem bestimmten Zeitpunkt „geblitzt“ wird, erzeugt der Fotograf das Abbild einer Erinnerung an eine Realität, die gleichzeitig mit dem Auslösen des Blitzes verschwindet.

 

Maria Harms, geboren 1989 in Kitzbühel, wächst als dritte von vier Schwestern im landschaftlich von scharfen Kanten geprägten Oberpinzgau, im Bergland der Hohen Tauern auf. Ebenso geprägt von dem eher weicheren Hügelland des Lungaus, entsteht durch die vielen Stunden kindlicher Freiheit in der Natur, ein sehr präziser Blick auf die Landschaft, die uns unmittelbar umgibt. Vom kleinsten Löwenzahn der als Pusteblume vom Wind weggetragen wird, bis zu riesigen Wiesen mit alten Bäumen, die Hotelkomplexen oder deren Parkplätzen weichen mussten erkennt sie früh, dass sehr weniges im Leben für immer ist, dass alles im Leben ein Verschwinden ist.


Aus einem liebevollen und kreativ-schaffenden, doch emotional turbulenten Zuhause, fliegt sie nach der Matura in den Grossstadtdschungel davon. Sie entdeckt die Fotografie als ihre Passion und beginnt die Verschwommenheit auf die Sicht der Dinge erst autodidaktisch, später in der Ausbildung zur Mediendesignerin zu schärfen, um nach 10 Jahren und vielem Begonnenen sowie vielem Bekommenen wieder zurückzukehren.

 

Spezialisiert auf Hochzeitsfotografie und Portraits hat sie begriffen, dass es viele Perspektiven all das Ganze zu betrachten gibt, aber keiner dir je sagen wird: „Ja so ist es.“ Nicht nur während einem Shooting sondern jeden Tag versucht sie, ein bisschen mehr zu erkennen von den Menschen, Tieren und Pflanzen in der Natürlichkeit ihres Ausdrucks, um den künstlerischen Fokus auf authentische Emotionen im „Dazwischen“ eines sich im Verschwinden befindenden Moments zu legen.

Wissend sie ist eine von Vielen, die Gefühle produziert und Gedanken denkt, gehen ihr mit der Zeit immer noch mehr Lichter auf. Der Kunst der Fotografie in tiefer Dankbarkeit verbunden, bleiben durch ihre Bilder für viele Menschen diese Lichter an. Und so verbreiten sich diese weiter und gestalten alle Zeiten weil sie bleiben erhalten. So schafft sie mit jedem Licht Neues aus Altem, sie kann Freude bereiten aber auch Bereuen und Leiden, in diesen Lichtern können wir Räume bereisen
die längst verschwunden sind.

Text: Elisabeth Harms